«Going public – Kunst in der Stadt» nennt sich eine Präsentation in der Zürcher Barbarian Art Gallery, die eben ihre Vernissage hatte. Sechs Künstlerinnen und Künstler zeigen dort ihre Werke. Doch eigentlich werden sie in der Galerie mehr dokumentiert, denn ihre eigentliche Kunst ziert den öffentlichen Raum. Die von Maurice Maggi steht in manchen Strassen gerade in voller Blütenpracht.WERBUNGinRead invented by TeadsExperimentieren mit DistelnMaggi macht seit Jahren Blumengraffiti: In die Erde rund um Stadtbäume streut er Samen und sorgt so im Sommer für einen Flecken wilder Natur inmitten gepflegter Strassenzüge. Meist sind es Malven, die hochschiessen und einen Farbtupfer im Alltagsgrau bilden. «Meine Palette von Blumensamen umfasst über 40 heimische Arten», sagt Maggi. Dieses Jahr experimentierte er mit Marien- und Eselsdisteln. Doch meist überleben nur Malven die Säuberungsaktionen der städtischen Gartenpflege.Früher hatte man die Erde um die Alleebäume noch gejätet und mit Herbiziden bespritzt. Das bewog Maurice Maggi 1984 zu seiner ersten sanften Guerilla-Aktion in Zürich. Die Flower-Power erwies sich als schlagkräftig, nicht zuletzt deshalb, weil die Städte bei der Gartenpflege sparen müssen. Aber die Begrünungsaktion kommt bei der Bevölkerung auch sehr gut an.Der 56-Jährige führt seine Aktionen so nebenbei auf Spaziergängen durch die Stadt aus, bei grösseren Aktionen sucht er auch einmal den Schutz der Nacht. Und wie wählt er die Orte für seine Blumengraffiti aus? «Auf der Sonnenseite und überall dort, wo ich finde, dass etwas Farbe gut täte», sagt der Künstler lapidar.«Grösstes Art-Plant-Projekt»Mittlerweile wirkte Maurice Maggi in weiteren Städten, so etwa in Basel, Bern und Luzern, aber auch in ausländischen Metropolen wie Berlin, München, Mailand, Nyon und Strassburg. «Die Bepflanzungen von Maurice Maggi sind das grösste Plant-Art-Projekt, das ich kenne», sagt der Kurator Paolo Bianchi.Auch in Übersee ist Maggis Kunst schon erblüht: In New York, wo Maggi vier Jahre lebte – ein Jahr als Gärtner, drei Jahre als Koch. Von der Kunst selber kann er nämlich nicht leben, denn seine Aktionen auf öffentlichem Grund sind unverkäuflich. «Bis anhin verdiene ich bloss mit Referaten über das Thema ein bisschen Geld», sagt Maggi.An der Zürcher Ausstellung sind einerseits Fotos seiner Blumengraffiti zu sehen, die man je nach Ausführung für ein paar Hundert Franken kaufen kann. Anderseits bietet die Barbarian Art Gallery auch einen Stadtplan an, auf dem die Orte zu finden sind, an denen Maggi wirkte – und das sind nicht wenige. Wer die Kunst also vor Ort anschauen möchte, sollte bequeme Schuhe tragen.