Mit fünf Geschwister und einem Halbbruder in einer schwarz-katholischen Familie im zwinglianische Zürich aufgewachsen, wurde ich früh mit der Abnormität konfrontiert.
Die Jahre im Rom prägten meine Kulinarik fundamental. Ich merkte schnell, dass die Nähe zum Herd, im Leben sehr relevant ist. Dort springt immer etwas ab, füllt den Magen und gibt zudem das Gefühl der Geborgenheit. Kochen und Geborgenheit gehören zusammen.
Nach dem Tod unseres Vaters kehrten wir zurück in die Schweiz nach Kloten. Meine 6 Geschwister und ich waren hungrig und das Budget meiner Mutter sehr knapp. Da spielte die nahe Position zu den Töpfen eine grosse Rolle. Ich litt als Legastheniker unter dem Sprachwechsel zurück ins Deutsch und der strengeren Schule in der Schweiz. Da war die Schweizer Schule in Rom ein liberales Paradies.
Nach jahrelanger Androhung, sollte ich nicht Folgsam sein müsse ich ins Internat.
Wurde dies auch wahr und so besuchte ich die Sekundarschule im Internat Walterswil. Das strenge Regime im Internat schulten mich im an die Grenzen und drüber zu gehen.
Ich begann im städtischen Labor Zürich die Lehre als Chemie Laborant. Eine Lehre als Hippie gab es nicht und im Labor hoffte ich synthetische Drogen herstellen können.
Ich erkrankte an Diabetes und musste von da an Insulin spritzen. Gerade in dem Alter wo ich ausbrechen wollte in ein freies Leben, wurde ich zur Vernunft und Disziplin gezwungen.
Ich brach die Lehre ab und wollte frei sein. Türmte von zu Hause und besetzte Häuser. Lebte in Brissago und Amsterdam. Am Schluss versuchte ich es ohne Insulin, dies ging arg schief.
Lehre als Landschaftsgärtner in Wettswil. Als City Boy entdeckte ich die Natur und Pflanzenwelt. Ich hatte schnell einen durchtrainierten Body und gebräunte Haut. War nicht mehr der schlaksige, bleiche Kerl, sondern plötzlich der wilde, unerschrockene Haudegen.
Ich machte eine dreimonatige Südamerika Reise und danach gründete ich eine Gartenbaufirma mit Freunden aus der Gewerbeschule. Unverhofft wurden wir zu Arbeitgeber mancher 80er Bewegungs-Drahtzieher. Unser Firmenfahrzeug schmückte oft die Frontseiten nach Demonstrationen, weil es als mobile Bühne diente.
Nach der Bewegung zog es mich nach Lugano — meine Heimat laut Pass. Wirkte als Hausmann und Stiefvater zweier Knaben, Gärtner, Weinbauer und Imker. «Die Zukunft der Leventina» ein Projekt für Schutz des Waldes unterhalb der Autobahnbrücken.
Mir fehlt die Grossstadt und ich zog nach Zürich und liess mich als Gärtner anstellen. Nach meinen Naturerlebnissen im Tessin begann mit meinen Blumengraffiti, indem ich an den Strassen von Zürich Malven um die Strassenbäume säte.
Bis 1993 gärtnerte ich bei Fritz AG und Oesch AG Gartenbau. Wurde Vorarbeiter und danach Bauführer in Ingenieur-Biologie. Baute neue Stadtbäche in Zürich.
Herbst 1993 nach einer Beziehungskrise wechselte ich vom Garten in die Küche. Im männerlastigen Baugewerbe fühlte ich mich als Bisexueller nie wohl. Machte meine grosse Passion Kochen zum Beruf. Kochte im Exer, am Theater Spektakel Zürich TAO YUAN und Cafe Boy.
Ich machte die Wirteprüfung und führte das Cafe Boy. Spezialisierte mich auf die moderne eigenständige vegetarische Küche.
Wurde da aber von der Proletarischen Jugend vom Chef Bruno Kammerer und dem Schiwago Wirt Christian Egger arg gelinkt. Ging danach in den Privatkonkurs.
Ich gab im Atelier Blasio vom Sozialdepartement Zürich Kochkurse in einem Arbeitsprogramm.
Mit der Architektin Andrea Rummel entstand das Konzept für Lilly’s Zürich Langstrasse im Auftrag der Gasometer AG.
Im gleichen Jahr machte ich mit Markus Nüssli und Stefan Tamo das Primitivo am oberen Letten auf.
Das alte Gleisfeld am oberen Letten entwickelte sich dank meinen Saaten nach der Drogenszene zum wunderschönen Trockenbiotop. Nur dank dem Konzept «respect» lenkte Grün Stadt Zürich ein, eine mehrfach Nutzung die heute noch so Bestand hat.
1998 -2002 lebte ich in Brooklyn und Queens NY. War Küchenchef in der Bar Sol in Brooklyn. Style Cuban Asian und Malevo Argentina Cuisine im East-Village. Ein Jahr gärtnerte ich als Vorarbeiter bei Green Plant in Manhattan. Da sah und erlebte ich nun NYC ausserhalb der engen Küchen. Arbeitete auf Dächern, in Gefängnishöfen und schmückte die City Hall mit Blumen bei Staatsempfängen.
Mein Diabetes zwang mich zur abrupten Rückkehr von New York nach Zürich. Ich wollte mich bald Einbürgern lassen und fühlte mich wohl dort.
Ich jobbte als Koch im Tre Fratelli, Riff Raff und Kiosk Werdinsel. Gärtnerte bei Volker Braun Gartenbau und Tom Meyer als Freelancer.
Meine erste Ausstellung «Blumengraffiti» bei Esther Eppstein im Message Salon. Mein Outen und die Ausstellung weckten ein grosses mediales Interesse über die Grenzen hinaus.
Gruppenausstellung im OK Centrum für Gegenwartskunst Linz Österreich «Die Absichtslosigkeit floraler Anarchie»
Bis 2006 war ich Küchenchef in der Bäckeranlage. Danach im 2007 war ich Küchenhef Volkshaus Wädenswil.
Ich kochte bei GMT Party Team Wädenswil; für Karls kühne Gassenschau für die Theater Silo 8 und Fabrikk. Sowie als Alleinkoch arbeitete ich im Theater Ticino und in der Fabrikbeiz Wädenswil.
Es erschien der Dokumentarfilm von Roland Achini «Floraler Anarchist»
Mein erstes Kochbuch «Essbare Stadt» erscheint im AT Verlag.
Ich entwarf die Gartengestaltung für AXA Winterthur-Überbauung Häderichstrasse «Ego Place». Die Umgebung war mit essbaren Pflanzen begrünt.
Das Kochbuch zusammen mit Juliette Chrétien «Einfache Vielfalt» erscheint im AT Verlag.
Im Frühling hatte der Dokumentarfilm von Nicolas Humbert «Wild Plants» Premiere.
Seit 2017 arbeite ich beim BachserMärt als Art Direktor, dort veranstalte ich Gemüse Vernissagen und verkaufe im Bachsermärt Seefeld.
2018 Mit Illustrationen von Mira Gisler entstand das Kinderkochbuch «Misch & Masch» im Eigenverlag BachserMärt.
Maurice‘s Herz hat am 27.September 2024 im Zürcher Lighthouse aufgehört zu schlagen. Seine Saat wird weiterleben. In unseren Herzen. In unseren Erinnerungen. In Form seiner Blumengraffiti und seinen Rezepten.